Es gibt nicht viele, die es zugeben würden, aber wir gehen alle herum und lügen hin und wieder. Allerdings sind dies oft kleine und unschuldige Dinge, zumindest denken wir das. Die so genannten weißen Lügen sind nicht besonders schwerwiegend oft sind wir uns gar nicht aktiv bewusst das wir nicht die Wahrheit erzählen und daher vergessen wir sie schnell wenn uns jemand fragt darauf anspricht. Jeder denkt er ist ehrlich, aber das ist genauso wahr, wie das jeder immer lügt.
Aber manchmal kommen diese sogenannten weißen Lügen auf uns zurück. Aus meiner Sicht ist das jedoch ein Zeichen dafür, dass die Lügen anfangs nicht ganz weiß waren. Wir haben wahrscheinlich alle schonmal versucht, etwas zu sagen, das nicht ganz wahr war und wo wir das Gefühl hatten, dass es klein und unbedeutend war. Aber dann wächst und wächst es. Vielleicht werden es Ende immer mehr Lügen, um nicht in Schwierigkeiten für die erste Lüge zu kommen. Und dann landen wir in einem Durcheinander, in dem die Gefühle der Menschen ernsthaft verletzt werden oder die Folgen noch schlimmer sein können.
Daher glaube ich, dass jeder davon profitieren kann, wenn es eine richtige Definition von weißen Lügen gibt. Wenn es leicht zu beurteilen ist, ob eine Lüge nur etwas Positives beigetragen hat, oder ob es auch negative Folgen mit sich gebracht hat.
Nehmen wir ein typisches Szenario, und betrachten es genauer. Nehmen wir an, ein Mann ist im Strandurlaub in der Türkei mit seiner Frau und sie schlüpft in ihre Bademode für einem Spaziergang am Strand. Sie schaut ein wenig unsicher in den Spiegel und fragt dann ihren Mann, ob sie nicht dick in dem Badeanzug aussieht. Wäre es in Ordnung, in einer solchen Situation zu lügen?
Das Problem mit Lügen ist, dass sie unsere Sicht der Realität verzerren. Je schlechter wir eine Verbindung mit der Realität haben, desto weniger sind wir in der Lage, diese zu navigieren und zu beeinflussen. Deshalb mögen wir es nicht, wenn Menschen uns belügen: Die Lügen behindern unsere Fähigkeit, die Realität zu verstehen.
Wenn der Mann im diesem Fall denkt, der Badeanzug lässt seine Frau dick aussehen, sollte er das sagen? Lassen Sie uns darüber nachdenken, welche Konsequenzen dies für die Sicht seiner Frau auf die Realität haben wird. Sie hatte zuerst eine Vorstellung davon, wie die Realität aussieht: Ihre Augen sagten ihr, dass die Badekleidung sie dicker aussehen lasst. Dann erhielt sie eine andere Meinung von ihrem Mann: Was soll sie nun glauben?
Hier sind die zwei Möglichkeiten: Entweder wählt sie das Szenario, das sie mag („Ich sehe wahrscheinlich nicht dick aus!“), oder sie vertraut ihren eigenen Sinnen mehr, als ihren Mann und dann wird das Vertrauen in gewissem Maße untergraben.
Die Folge, an einem Strand weit weg von zu Hause dick auszuschauen, mag nicht so groß scheinen: aber es sollte nicht am Mann liegen diese Entscheidung zu treffen.
Er könnte stattdessen sagen „Ich denke, du siehst toll aus“, wenn er denkt, dass sie immer noch gut aussieht, auch wenn die Badekleidung ein oder zwei Kilo hinzufügt. Dann liegen keine Lügen auf dem Tisch und sie bekommt einen positiven Beitrag zu ihrem Verständnis der Realität.